- Die Weinbergslage mit dem Boden, der Hangneigung und der Ausrichtung
- Das Klima mit der Temperatur, den Niederschlägen und der Vegetationsdauer
- Die Rebsorte mit ihren Ansprüchen an Weinberg und Klima
- Den Winzer mit seiner Fähigkeit aus Lage Klima und Rebsorte im Weinberg für den jeweiligen Jahrgang das Optimale herauszuholen
- Den Jahrgang der in jedem Jahr die Karten wieder neu mischt
Eine Gewichtung der einzelnen Elemente des Terroirs ist nach unserer Meinung nicht möglich. Bei einzelnen Weinen drängt sich aber manchmal ein Element soweit in den Vordergrund, das die anderen verdeckt werden. Es kommt auch vor, dass einzelne Elemente erst bei der Flaschenlagerung zutage kommen.
Lieser liegt auf der linken Seite der Mosel, etwa 2 Flusskilometer oberhalb von Bernkastel. An dieser Stelle macht der Fluss über fast 10 km keine Biegung, so dass hier vom Kestener Paulinshofberg über den Brauneberger Juffer und die Lieserer Rosenlay bis zum Lieserer Niederberg-Helden nur Süd- bis Südsüdwesthänge steil vom Ufer aufragen.
Der an der Mittelmosel überwiegende dunkle Tonschiefer ist ein geschichtetes Sedimentgestein aus den gefalteten Ablagerungen des Devon (Ende vor 350 Mill. Jahren). Wasser, Sonne und Frost haben die obersten Schichten verwittert und geben die Nährstoffe des ehemaligen Meeresbodens nun langsam frei. Durch die Schichtung die, wie ein Schieferdach, das Wasser in eine bestimmte Richtung lenkt gibt es trockene Lagen (Rosenlay, Brauneberg: das Wasser wird nach hinten abgeleitet wie auf der Skizze rechts) und eher feuchte Lagen (Niederberg-Helden, Schlossberg: Regen der an einer anderen Stelle fällt tritt als Bodenfeuchte oder teilweise als Quelle zu Tage).
Der Schiefer im Steilhang sorgt für eine gute Durchlüftung und eine leichte Erwärmbarkeit des Bodens. Am Hangfuß sammelt sich die Feinerde (Ton und Lehm), der Nährstoffgehalt und die Bodenfeuchtigkeit steigen stark an, aber die Erwärmbarkeit nimmt ab.
(Bild oben Terroir)
Die Mosel gab es lange vor der Auffaltung des Mittelrheinischen Schiefergebirges. Die Mäander im Bereich der heutigen Mittelmosel zeugen davon, dass der Fluss nach dem Gefälle in
Richtung Meer suchte. So langsam, wie sich Hunsrück und Eifel auffalteten schnitt sich die Mosel tiefer in ihr Bett ein.
Bei den ständig auftretenden Hochwässern prallte die Flut gegen die Außenseite der Schleifen (Prallhang), trug Schiefer ab und lagerte es an den Innenseiten wieder an (Gleithang). Im
Laufe der Jahrtausende dehnten sich diese Schleifen immer weiter aus bis sie sich berührten. Der Fluss hatte einen kürzeren Weg gefunden und das alte Flussbett verlandete. Auf diese Weise hat die
Mosel einige Male ihren Lauf verändert. Eine besonders eindrucksvolle verlandete Moselschleife ist das Paulstal, in dem heute das Lieserer Oberdorf und der Lieserer Schlossberg
liegen. Bis etwa 100.000 Jahre vor Christus war die heutige Weinlage Lieserer Rosenlay ein Umlaufberg und der Schlossberg war der steile Prallhang am linken Moselufer. Die
Ablagerungen des ehemaligen Flussbettes bilden heute noch Grundlage für die schweren, nährstoffreichen Böden dieses Tales. Der Schlossberg ist der Parallelhang und liegt parallel zur Wehlener
Sonnenuhr, hat aber durch seine geologische Vergangenheit einen
deutlich anderen Boden. (Karte Mosellauf)
Lieser liegt nahe des 50. Breitengrades. Auf Südhänge mit einer Hangneigung von 50° scheint die Sonne in unseren Breiten also senkrecht. Im Frühjahr reichen der Weinrebe Temperaturen um 10°C zum Austrieb aus. Im Sommer liegen die Temperaturen mit über 20°-35°C ohnehin hoch. Entscheidend für die Qualität einer Weinlage sind deshalb die Verhältnisse im September und Oktober. Da in den Flusstälern im Herbst morgens oft Nebel liegt nützt die Morgensonne, die auf die Osthänge scheint weniger, als die Abendsonne. Deshalb sind die besten Weinberge nach Süden und nach Südwesten ausgerichtet.
Nichts ist beim Klima beständiger, als der Wandel. So gab es in der Erdgeschichte schon immer Warmzeiten und Kaltzeiten. Ob der Mensch diesen Wandel beeinflusst oder ob dafür andere Faktoren bestimmend sind ist für die Pflanze eher nebensächlich. Zumindest an Mittel- und Terrassenmosel herrscht durch die ausgleichende Wirkung des Wassers ein maritimes Klima. Die Winter sind mild und die Sommer sind gemäßigt, die Luftfeuchtigkeit ist erhöht und extremer Frost kommt selten vor. Das enge, steile Tal beschränkt den Einfluss der Mosel auf die allernächste Umgebung. Bereits in nur ein bis zwei km Entfernung und nur 200 m über dem Fluss ist der klimatische Einfluss kaum noch wahrnehmbar. Diesem Einfluss verdankt die Mosel ihr besonderes Klima, was sie deutlich von Hunsrück und Eifel unterscheidet (Da die Mosel nur ein schmaler Streifen zwischen Eifel und Hunsrück ist, beziehen sich die Wetterdaten in den Nachrichten auf die umgebende Mittelgebirgsregion und unterscheiden sich gravierend von unseren).
In Bernkastel beträgt die Jahresdurchschnittstemperatur 9,9° C und die jährliche Niederschlagssummme im Mittel 675 mm (=Liter/m²), die gleichmäßig über das Jahr verteilt sind. Im Bereich des Tales unterscheiden sich die Niederschläge auf geringste Entfernung oft grundlegend. Bei normaler Westwind-Wetterlage gibt es in Lieser deutlich weniger Regen oder auch Hagel, als in den Ortschaften der Umgebung.
Die Rebsorten haben unterschiedliche Ansprüche an Lage und Klima. Die meisten Rotweinsorten haben geringere Ansprüche an die Lage, mögen aber einen nähstoffreichen Boden. Der Spätburgunder mag wie der Grauburgunder wärmere Lagen als der Dornfelder oder der Regent. Die Lage Schlossberg, die überwiegend Westhänge hat, bietet für diese Rebsorten ideale Voraussetzungen. Der Rivaner (Müller-Thurgau) hat ähnliche Ansprüche. Die höchsten klimatischen Ansprüche unter den traditionellen deutschen Rebsorten hat der Riesling. Vom Riesling gibt es mittlerweile zwei Variationen, den Weissen Riesling und den Roten Riesling. Der eine ist sicherlich als natürliche Mutation aus dem anderen hervor gegangen. Die Forscher streiten sich noch, was von beiden die Ursorte ist. Aus beiden Rieslingvarianten entsteht Weisswein. Riesling mag hohe Temperaturen, einen leicht erwärmbaren Boden und gibt sich aber mit wenig Nährstoffen zufrieden. Wenn die Pflanzen ein gewisses Alter erreicht haben reichen die Wurzeln bis in sehr große Tiefen und die Reben leiden dann eigentlich nie mehr unter Wassermangel. Ideale Voraussetzungen bieten da die Steilhänge des Niederberg und der Rosenlay, sowie die besten Teile des Schlossbergs. (Bild links oben Niederberg-Helden)